Erst der Master, dann der Kilimanjaro
Lisa Thallmair schließt ihr Masterstudium der Sportwissenschaften in Innsbruck ab und besteigt im gleichen Monat den höchsten Berg Afrikas
Lisa auf Ludwigs Spuren
1889 gelang Ludwig Purtscheller aus Innsbruck die Erstbesteigung des höchsten Berges Afrikas. Drei Jahre Vorbereitung, wochenlange Anmärsche bei mehreren Versuchen durch fünf Vegetationszonen, wilde Elefanten und Leoparden, mächtige Eiswände. Der Turn- und Schreiblehrer der Lehrerbildungsanstalt Salzburg und sein Begleiter, der deutsche Verlegersohn Hans Meyer (Meyers Konversations-Lexikon) schrieb in sein Tagebuch: „Vorwärts!, rief ich zur Selbstanfeuerung, der Berg muss doch mal ein Ende haben!“ und musste schließlich „alle 50 Schritte stehenbleiben, um weit vornübergebeugt nach Luft zu röcheln.“
135 Jahre später, im Juni 2024, machte sich die frischgebackene Masterabsolventin der Sportwissenschaften und Wahl-Innsbruckerin, Lisa Thallmair auf zum Dach Afrikas. „Zwischen Himmel und Hölle“ lautet eine packende Reportage in der ZEIT über oft unterschätzte Expedition. Das ist Lisa nicht passiert, die zwar kaum alpinistische Erfahrung, dafür aber eine sehr gute Kondition mitgebracht und sich gut vorbereitet hat.
Woher kam denn die Idee mit der Besteigung?
Tatsächlich wollte meine Mama schon sehr lange eine Kilimanjaro Expedition machen und hat mich daher gefragt ob ich sie begleiten will. Da musste ich nicht lange überlegen und war sofort Feuer und Flamme. Das hat sich zeitlich letztendlich auch super mit meinem Master Abschluss ergeben.
Wie hast du dich vorbereitet?
Ursprünglich wollte ich nach einem festen Plan trainieren, allerdings habe ich dann doch eher intuitiv trainiert. Da ich von sowieso viel Sport mache und mich gerne bewege war das auch kein Problem. Solange Schnee lag, war ich – sofern das neben der Arbeit ging – Skitouren gehen. Danach habe ich viel Grundlagenausdauer beim Laufen und Radeln trainiert. Längere Wandertouren haben sich tatsächlich kaum ergeben.
Bestand die Gruppe aus Bekannten oder war sie zusammengewürfelt?
Die Gruppe war bunt gemischt von jung bis älter, weiblich und männlich, aus Österreich und Deutschland. Insgesamt waren wir zu siebt. Zwei Gruppenmitglieder mussten uns leider vorzeitig verlassen und haben den Gipfel nicht erreicht. Das waren schon sehr traurige Momente, in denen auch die ein oder andere Träne geflossen ist. Allerdings sollte auch hier immer die Vernunft und das Bauchgefühl siegen.
Meine Mama war ebenfalls mit dabei und hat die Tour super gemeistert. Den Rest der Gruppe kannten wir im Vorfeld nicht, allerdings haben wir uns alle total gut verstanden. Wir haben sogar nach wie vor noch Kontakt. Auf der Expedition sind wir sehr zusammengewachsen.
Wie hast du dich informiert, hast du viel darüber gelesen?
Ich habe mich tatsächlich eher etwas überraschen lassen. Im Vorfeld hatten wir eine Informationsveranstaltung im Reisebüro, wo wir erste Einblicke und eine Packliste sowie Vorbereitungstipps bekommen haben. Danach habe ich den Rest eher auf mich zukommen lassen.
Wie steht´s mit deiner alpinen Erfahrung, hast du schon hohe Gipfel bestiegen?
Bisher war ich zwar schon viel in den Bergen unterwegs, allerdings eher Wanderungen oder Klettersteige und keine Hochtouren. Mein höchster Berg war die Zugspitze, was auch ein tolles Erlebnis war. Bis dato habe ich jedoch das Radeln dem Bergsteigen vorgezogen und bin verschiedene Alpenüberquerungen geradelt. Seit dem Kilimanjaro habe ich allerdings Blut geleckt und würde gerne Nepal bereisen und das Everest Basecamp besteigen oder auch die ein oder andere Hochtour in Europa machen. Es gibt auf jeden Fall noch einige Gipfel zu machen.
Lisas Facts zur Kilimanjaro Besteigung:
- Expeditionsgruppe: 7 Leute
- Zeitpunkt: Juni 2024
- Route: Machame-Route
- Dauer: 6 Tage Aufstieg, 2 Tage Abstieg
- Gipfeletappe: Sechster Tag
- Übernachtung in Zelten
- Täglicher Ablauf:
- Weckruf um 6 Uhr mit Tee und Kaffee
- Frühstück (Pfannenkuchen, Omelette und Toast)
- Aufbruch um 8 Uhr
- Mittagspause und nachmittags Weiterwandern/Akklimatisieren
- Ankunft in den Camps: bisschen frisch machen, schlafen/entspannen, draußen sonnen
- Abendessen im Gemeinschaftszelt, ratschen
- Frühes Schlafengehen
- Akklimatisierung: Hoch- und Runtergehen
- Gruppe: 6 Gäste, 3 Guides, 15 Träger, 1 Koch
- Vegetationen: Tropischer Regenwald, Staub Savannen, Felslandschaften, Eis und Schnee
Lisas Fazit:
- Beeindruckende Natur
- Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Afrikaner
- Keine luxuriösen Annehmlichkeiten (kein laufendes Wasser, kein Strom, Schlafen im Zelt, Kälte und Höhe)
- Höhepunkt: Erreichen des Gipfels
- schönster Moment: Empfang durch die Crew mit Tanz und Gesang nach der Gipfeletappe
- Absolutes Abenteuer und Challenge mit Höhe und Kälte!
Lisa Marie Thallmair MSc. der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Lisas Forschungsobjekt für ihre Masterarbeit war die U16 Rennmannschaft des SVM, die sie im letzten Winter zusammen mir Florian Müller trainiert hat. Offenbar eine Win-Win-Situation, denn vier ihrer Kids, unter anderem Toni Weiß, haben sich für den NK3 Kader des DSV qualifiziert. Und Lisas Arbeit wurde mit der Premiumnote 1,0 bewertet mit anschließender Vorstellung beim alpinen Ski Kongress in Innsbruck.
Das Thema der Masterarbeit: Ein „Vergleich der geschlechter- und altersspezifischen Unterschiede in der alpinen Skitechnik (…) basierend auf dreidimensionaler Bewegungserfassung“.
Lisa hat ja das Studium der Sportwissenschaften in Innsbruck dem elterlichen Sportgeschäft in Tutzing vorgezogen und dieses Ende Mai abgeschlossen. Mit der Urkunde nach ihrer Masterarbeit darf sie sich jetzt „Master of Science“ nennen und ist mit dem im letzten Jahr erworbenen C-Trainer Leistungssport herausragend qualifiziert als Trainerin im SC Starnberg.
„Ich bin stolz darauf, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen, meine Begeisterung für den Sport weiterzugeben und die Athleten in ihrer persönlichen sowie in ihrer sportlichen Entwicklung zu unterstützen und zu begleiten. Und auch voller Vorfreude auf das neue Kapitel und den neuen Lebensabschnitt“ schreibt sie.
Erstmals vorgestellt hat sich Lisa im neuen Carve Jahresmagazin:
„Hi, ich bin die Lisa und ab Juli als Trainerin der U16 im SC Starnberg-Team.
Ich habe meinen Bachelor in Sportwissenschaften in München absolviert und aktuell meinen Master in Innsbruck mit Schwerpunkt Leistungs- und Wintersport erfolgreich beendet. Meine Masterarbeit habe ich über alters- und geschlechterspezifische Unterschiede im Riesenslalom Schwung in der U14/U16 anhand einer Bewegungsanalyse geschrieben.
Wenn ich nicht gerade in der Uni oder beim Skifahren bin, bin ich dennoch gerne in den Bergen unterwegs – beim Skitouren gehen, Biken oder Wandern. Mein Heimatverein ist der TSV Tutzing, wo ich in meiner Kindheit trainiert habe und die letzten Jahre selbst als Trainerin dabei war. Letzte Saison habe ich außerdem als Co Trainerin von Flo Müller im U16 NK4 Kader einige wertvolle Erfahrungen sammeln dürfen.