Vom Whiteface Mountain ins Alpbachtal
Kira Weidle – der Höhepunkt kam nach der Saison
Im Winter wird nicht viel Zeit gewesen sein für Skitouren. Doch am Ende hatte der letzte Ausflug– wie viele es auch immer waren – eine Überraschung für Kira parat. Es ging um keinen Stockerlplatz, keinen Pokal, keine Medaille, sondern in der Frühjahrssonne strahlte ein Antrag – mit Ring, Schampus und ihrer klaren Antwort: #YES !
Ski Juwel Alpbachtal Wildschönau Anfang April. Die Weltcupsaison ist für Kira vorbei, mit Podestplätzen in der Abfahrt in St. Moritz und Cortina, mit Top Ten Platzierungen im Super G, mit Rang 8 bei der WM. Im März noch der DM-Titel in der Abfahrt, dann war Zeit für die wichtigen Dinge im Leben.
„last skitour of the season with a little plot twist on top of the mountain! #YES“ gefällt siebeneinhalb Tausend Followern, es blitzt ein Verlobungsring am Finger, erst verschämt, dann stilgerecht beim Sprizz im Riedel Glas. Eine private Sternstunde, zu der auch wir herzlichst gratulieren!
Leonie Flötgen – Triumph und Abschied
Mitte Januar feiert Leonie den größten Erfolg ihrer Karriere im Skirennsport. Am Whiteface Mountain im US Bundesstaat New York gewinnt sie bei der Universiade den Titel der Studentenweltmeisterin im Riesenslalom. Dazu Bronze in der Alpinen Kombination und Rang 5 im Super-G. „Es war eine Superzeit in den USA“ schwärmt Leonie, die überlegt hatte, wie Nora Brand dort zu studieren. Den Platz hatte sie aufgrund ihrer FIS-Punkte.
Dann aber, 3 Monate später, macht sie Schluss mit dem Leistungssport. #Hasta la vista, ski racing! Trotz einem FIS-Sieg in Rauris, sehr guten Punkten nach ihrer bislang besten Saison. Aber da sind auch die Schmerzen nach ihrer schweren Verletzung vor 2 Jahren, ihrem Wiedereinstieg nach 8 Monaten, ständig zermürbend präsent. Kein RS-Training, keine großen Radien, kein Selbstvertrauen auf ruppiger Piste.
Das Ziel war immer, ins Weltcupteam zu kommen, mit Schmerzen einen erneuten, vielleicht jahrelangen Anlauf zu starten, machte für Leonie im Frühjahr keinen Sinn mehr. „Es ist Zeit, etwas Neues anzupacken“ sagt die Studenten-Weltmeisterin aus Breitbrunn am Ammersee. Im Park und im Tiefschnee fahren, vor allem aber ein Studium in Innsbruck beginnen. Zunächst einschreiben für Management, dann hoffen auf einen Studienplatz in Architektur. Mit 23 eintauchen ins Studentenleben statt Skitraining will Leonie nun und viele finden es sehr schade.
„Leider hört die nächste sehr gute Athletin auf! Alles Gute für deine Zukunft Leo! Du hast viel erreicht, vor allem nach einer schweren Verletzung nicht aufgegeben! Du hast dich zurück gekämpft und warst stärker als je zuvor! Und das soll dir eine gute Basis sein, für alles, was noch kommt! Rock’n Roll“! schreibt Marcus Hirschbiehl auf Instagram.
„Sooo fucking proud“ schreiben lucymargreiter, „Lieblings-Lööönii“ postet fabi_do, ihre besten Freundinnen im Rennsport.
Mit Fabiana Dorigo von den Skilöwen feierte Leonie einen Doppelsieg bei der Universiade am Whiteface Mountain im RS und – da war ja auch noch Nora Brand. Ein Heimspiel am Whiteface im Staat New York hatte Nora nicht unbedingt, startet sie doch fürs Denver College Team, das ist ein paar Meilen entfernt, aber in den USA fühlt sie sich längst heimisch. Ihre Ergebnisse beim Nor-Am Cup werden immer besser, sie gewann in diesem Winter in Stratton und 2x in Steamboat, jeweils im SL. Sie fährt äußerst sicher, hat so gut wie keine Ausfälle und hat sich mit ihren 20 FIS-Punkten unter die TOP 65 der Weltrangliste geschoben, ist aktuell fünftbeste Deutsche hinter Dürr, Aicher, Hilzinger und Filser.
Die beiden fünften Plätze bei der Universiade in SL und RS waren für sie ok, aber auch nicht mehr. Da zählt schon mehr Gesamtrang 4 in der SL-Gesamtwertung im Nor-Am Cup hinter drei Weltcupfahrerinnen wie Allie Resnick oder Zoe Zimmermann aus dem US Ski Team.
Aktuell macht Nora ein Praktikum bei der Bundesregierung in Berlin, im nächsten Winter wird sie in Denver ihr Masters Studium draufsatteln. Wir werden mit ihre Mutter Sophia also noch auf sie warten müssen.
Als Lucy Margreiter wieder von Rossignol aufgenommen wurde, kam das Skigefühl sofort zurück und die Hoffnungen auf topp Ergebnisse im letzten Winter waren entsprechend groß. Der Schrecken im Herbst kam beim Fitnesstraining in Gestalt eines missglückten Spagats, bei dem die Beugersehne fast komplett durchriss.
Und so war Anfang November die Saison erstmal vorbei, die Rennpause dauerte so fast genau ein Jahr, von Anfang März 22 bis Anfang März 23! Verpasst die Europacup Saison, aber schon am ersten Rennwochenende am Kronplatz fuhr sie aufs Stockerl im RS. Nach weiteren fünf Rennen in drei Wochen musste Lucy leider erneut die Segel streichen, der Körper war erschöpft. Nicht nur dank des Verletztenstatus bleibt Lucy im Kader, in der Vorbereitung sei sie „unfassbar schnell gefahren im RS“, schwärmt jedenfalls ihre Freundin Leonie Flötgen, die prophezeit: „Wenn Lucy verletzungsfrei bleibt und konstanter fährt, wird sie im RS richtig weit nach vorne kommen“.
Aktuell trainiert sie wieder, in Norwegen, der Rücktritt von Leonie macht sie „traurig“, andererseits freut sich Lucy, „wenn der neue, andere Weg sie bereichert“.
Pauline Fischer füllt dagegen zum Glück keine Krankenakte. Herbsttraining unterm Nordlicht in Finnland und Norwegen, die FIS-Punkte auf Europacup-Niveau heruntergefahren, aber ein echtes Saison-Highlight mochte sich nicht einstellen. Das hätte die Junioren WM in St. Anton werden sollen, aber zwei Ausfälle in SL und RS machten dieses Ziel zunichte.
Auf FIS-Ebene klappte es deutlich besser, Sieg und Platz zwei in Pfelders, ein weiterer Sieg im SL am Sudelfeld und in Oberjoch. 23 bzw 28 Punkte in SL und RS, siebtbeste Deutsche in der SL- Weltrangliste, das lässt hoffen für die neue Saison. Die alte schloss Pauline Mitte März mit einem Titel ab: Sie wurde unsere Vereinsmeisterin, mit ihrem Bruder Florian war´s in Kühtai ein Fischer-Family-Act. Nobel: Bei der Siegerehrung durften sich unsere Nachwuchs- Rennkids inklusive Eltern was raussuchen aus den mit DSV- Sachen prall gefüllten Taschen der Fischers.
Auch Pauline trainiert im Juni noch in Norwegen, grüßt in ihrem letzten Post vom Fonna Gletscher mit neuem Helmsponsor. Statt im Wohnmobil den Freistaat erkunden, will sie sich in der Sommerpause eher wieder ans Klavier setzen und dazu Gesangsunterricht nehmen – Sport soll nicht alles sein im Leben der Pauline Fischer.