Von Bayern nach Vermont und Saalfelden: Die jungen Nachwuchsathleten im globalen Skizirkus

Für die Familienwertung reicht es gerade noch, aber dann müssen schon alle drei ins Ziel kommen: Justine, Daniel und Matti. Die Stammspieler Finn und Lasse spielen derzeit in einer höheren Liga, was der skifahrerischen Qualität sicher gut tun wird. Matti, dem Familien-Jüngsten aus der U10 fehlen seine beiden großen Geschwister allerdings.

Matti war schon traurig, erzählt Papa Daniel, aber jetzt geht es schon wieder. „Er telefoniert regelmäßig mit seinen Brüdern und den Lasse sieht er schon noch öfters“. Aber Finn? „Wenn ich zuhause anrufe, lasse ich mir immer den Matti geben und wir reden miteinander“, sagt der Schüler der Mount Mansfield Academy in Vermont im Nord-Osten der USA.

Weltreisender in Sachen Ski – Finn Birkenmayer

Idee: „Ich wollte schon länger ein Auslandsjahr einlegen und habe deshalb mit mehreren Highschools in den USA Kontakt aufgenommen, die auf alpinen Leitungssport ausgelegt sind, aber dann ergab sich über Franz Simmerl ein interessanter Kontakt“. Der Sohn des US-Vertreters der Skiwachs-Firma Dominator, die Franz auch vertreibt, geht auf die Mount Mansfield Academy im Skigebiet von Stowe, eine kleine private Highschool, die sich auf die Entwicklung von alpinen Nachwuchsathleten spezialisiert hat. Ein längeres Telefonat mit Nora Brand, die in Denver studiert und vom Skitraining in den USA geschwärmt hat, ließ den Entschluss reifen, sich dort zu bewerben. „Der Schnee im Osten ist ähnlich wie in Europa, eisiger, kompakter als in Colorado“, so Nora, die in ganz Amerika FIS- und NorAm Cup Rennen gefahren ist.

Schule: Die Highschool ist eine private Academy, sehr familiär mit nur 30 Internatsschülern, davon die meisten aus USA. Finn ist derzeit der einzige aus Europa, für die Aufnahme musste er  all seine Unterlagen, Videos und Rennergebnisse einreichen und mehrere Interviews mit der Schulleitung und mehreren Trainern führen.

Zimmer: “Full-Term“ Schüler (ganzjährig) wie Finn haben ein Einzelzimmer, Winterterm (von Nov-März) sind in Doppelzimmern untergebracht.

Training/Tagesablauf: Stowe und Killington sind die bekanntesten Skigebiete in der Nähe. Zum Hausberg sind es nur fünf Minuten, das Equipment bleibt dort im schuleigenen Club-Gebäude, Training ist 6-7x pro Woche, normalerweise von 8-12 Uhr, auch Athletik. Essen von 12-12.45, dann Schule bis 17.30. Die Saison-Vorbereitung war weltcupverdächtig: 2 Wochen Chile im Frühsommer, 2 Wochen Zermatt im Sommer, 1 Woche Skihalle in Oslo im Herbst und 2 Wochen Copper Mountain in Colorado Anfang Winter.

Schule und Sport: Aufgrund der guten Abstimmung zwischen Schule und Sport (Lehrer reisen mit zu den Trainings) sind Finns Noten wesentlich besser als in Deutschland, aktuell steht er überall auf Note 1. Die Rennsaison hat auch schon begonnen mit FIS Rennen in Sugarbush am Mt. Ellen und NJR in Sugarloaf, Maine. Die Rennen sind eine große Umstellung im Vergleich zu den Schülerrennen – pro Rennen starten ca. 150 FIS-Athleten wovon teilweise nur ein Drittel beide Durchgänge durchkommen.

Heimweh: Anfangs schon, jetzt ist keine Zeit mehr dafür. Die Tage sind zu voll und über Weihnachten geht es ja wieder nach Hause. Mit Nepi Götz und den Grube-Brüdern ist Finn regelmäßig in Kontakt.

Auf Thomas Dreßens Spuren – Lasse Birkenmayer

Lasse schafft die Aufnahmeprüfung fürs Skiinternat in Saalfelden, auf dem auch schon Abfahrtsstar Thomas Dreßen „trainierte und studierte“. In einem persönlichen Gespräch hat der Kitzbühel Sieger nur Gutes berichtet.

Idee: „Ich war ein durchschnittlicher Schüler auf dem Gymnasium in Kempfenhausen, in der 10. Klasse wurde die Belastung mit dem ganzen Training und den vielen Fehltagen immer größer“ erzählt Lasse, der auch weiß, dass Christoph Jöckel in Saalfelden als Trainer und Lehrer angestellt war. Den hat er kontaktiert, danach hat er sich in Saalfelden beworben.

Schule: Die Aufnahmeprüfung im letzten Frühjahr hatte es in sich: Zwei Zeitläufe in SL und RS, Skitechnikprüfung, Fitnesstest in einem Parcours, abends im Computerraum Zuordnungs- und Konzentrationsaufgaben. Die drei Alpinen, die es geschafft haben, sitzen jetzt in einer Klasse.

Zimmer: Doppelzimmer im Internatshaus, in dem alle alpinen Jungs untergebracht sind. Lasse teilt sich seines mit Elias Mund aus Rosenheim, einem seiner härtesten Konkurrenten bei den DSC Rennen im letzten Winter.

Training/Tagesablauf: In der Sommerphase Schule von Montag bis Samstag vormittags, nachmittags Kondi- und Athletiktraining. Im Winter ist nur am Montag bis 18 Uhr und am Dienstagvormittag Schule. Von Mittwoch bis Freitag Skitraining mit dem Schulteam, Lernzeit jeden Tag von 19-20.30 Uhr.

Schule und Sport: Die Österreicher zahlen ca. die Hälfte, weil die österreichischen Athleten eine staatl. Förderungen beziehen, Lasse sieht das als Verpflichtung, sich voll reinzuhängen. Während den Zentrallehrgängen und den internationalen Rennen betreuen die DSV/BSV Trainer Lasse und Elias, ein Trainer der Schule ist aber auch immer dabei. Zudem trainiert Lasse auch noch in der ambitionierten U16-Vereinsmannschaft bei Cheftrainer Tissi Pohlus, die unter anderem im Sommer auch einen Gletscherlehrgang in Norwegen durchgeführt hat. Die Saison hat mit dem ersten Rennwochenende in Bad Ragaz im Rahmen der ARGE ALP begonnen, als Höhepunkt nennt Lasse den Alpecimbra FIS Children Cup in Folgaria.

Heimweh: Hat er nicht, da er regelmäßig nach Hause kommt, in Saalfelden hat sich Lasse „sehr gut eingelebt“.

AM