Der SCS stemmt die IDM in Corona Zeiten

Es war ein Kraftakt für den Ski-Club Starnberg – über 80 Helfer sicherten eine Corona gerechte Durchführung der Internationalen Alpinen Deutschen Skimeisterschaften– aber am Ende gab es viel Lob von allen Seiten. Athletinnen und Athleten, Trainer und DSV-Offizielle, BR und Eurosport. SCS-Vorstand Helge von Hirschhausen: „Es ist uns gelungen, auch in schwierigen Zeiten eine Deutsche Meisterschaft auszurichten, die allen Beteiligten als ein echtes Skifest in Erinnerung bleiben wird. Ich habe von Seiten der Aktiven und der DSV-Verantwortlichen ganz viel Lob für die Organisation und auch für den Verein bekommen“.

80 Helfer. 400 Starts. Nachwuchs lechzt nach Rennen.

„Diese DM ist extrem wichtig für unsere Nachwuchskader, die dringend Rennpraxis brauchen und sich mit den TopfahrerInnen aus dem Weltcup messen können“ so lautete das Statement von DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier. „Umso mehr freut es mich, dass der SC Starnberg daraus wieder ein perfekt organisiertes Skifest gemacht hat. Die Arrivierten haben in allen Disziplinen Druck bekommen von den Jungen, das ist das sportlich erfreuliche Fazit aus Sicht des DSV und seiner Trainer“ so der Alpinchef.

Die Herausforderungen der besonderen Art begannen, als klar war, dass die IDM stattfinden darf. Alle Hotels zu, also welche aufsperren, wer in welches, wie darf zu Abend gegessen werden? Neuland auch für die Skiclub-Buchungsprofis Steffi von Hirschhausen und Daniela Kracke, dazu die Logistik der Anreise: Wer mit wem, wie viele in einem Auto? Und dann natürlich vor Ort, niemand durfte ohne Testung aufs Gelände, alle mussten den Gesundheitsbogen ausfüllen, Dr. Viktoria von Schönfeldt und ihr Team des Corona Testzentrum am Götschen-Parkplatz nahmen über 300 Antigentests ab, davon war kein einziger positiv.

„Alle hatten großes Verständnis, es gab keine Diskussionen und wir mussten auch niemandem, der keine Maske aufsetzen wollte, den Zutritt verweigern“ lobte die Biochemikerin und Mikrobiologin der LMU München, Dr. von Schönfeldt die Disziplin des Orga-Teams. Für die AthletInnen, Trainer und Betreuer war der DSV zuständig, der das Test-Procedere schon den ganzen Winter hindurch abwickelt. Dr. Jörg Haury war neben seinem Job als Rennarzt auch für das Dokumentationsmanagement zuständig und machte aus nicht medizinisch geschultem Personal via Crashkurs wie gefordert geschulte (Hilfs)Kräfte.

Am Start mit Romed Baumann und Pepi Ferstl

Beim Blick auf die Startliste im RS war die morgendliche Müdigkeit schlagartig weg bei Simon Bruch-Wagner und David Manhart vom TSV 1860 München, den beiden Skilöwen ziemlich am Schluss des Feldes mit ihren Startnummern 73 und 74. Da taucht vorm Start meist schon der Kurssetzer auf zum Umsetzen für den 2. Durchgang, doch diesmal stand da erstmal die Weltspitze neben ihnen: Romed Baumann und Josef „Pepi“ Ferstl gingen die Titeljagd mit den Nummern 72 und 77 an. Die beiden um ein Selfie zu fragen, haben sie sich nicht getraut, obwohl die Stimmung super war, auch zwischen dem Vizeweltmeister und dem Kitzbühel-Sieger. „Die waren locker drauf“ erinnert sich David und dass er ehrfürchtig Baumanns breiten Body betrachtete. „Da steckt Kraft drin, und die zeigen sie auch“. Die besten 30 haben sie dann doch beide knapp verpasst, mussten im 2.Lauf danach starten, landeten immerhin auf Platz 26 (Ferstl) und 34 (Baumann).

Pauline zittert. Bis Kira kommt.

Dass Rang 30 im 1. Durchgang ein Schleudersitz ist, weiß man aus dem Weltcup. Auf diesem Rang lag Pauline Fischer, aber es waren schon fast alle unten, nur eine noch nicht und die ließ Pauline bange nach oben blicken: Vereinskollegin Kira Weidle, Start-Nr. 47, weil jahrelang ohne ein Rennen in dieser Disziplin, aber doch eine Art Wundertüte. Was steckt drin in der Abfahrts-Vizeweltmeisterin? Wie erwartet, eine verdammt solide Technik, aber wen wundert´s? Kira fuhr auf Rang 14, im 2. Lauf auf Platz 8 der nationalen Wertung. Gelernt ist eben gelernt, der Start (sie war ja extra angereist für den RS) ein Dankeschön ihrem Verein gegenüber, der die Basis gelegt hat für ihre Erfolge. Das verriet sie im Interview, was Helge und die vielen Helfer des SC Starnberg richtig strahlen ließ. Und Pauline? Fuhr von Rang 31 im zweiten Lauf auch weit nach vorne, kam in der U18 Wertung auf Rang vier.

Auf dem Zettel des Bundestrainers – Emma und Pauline

Jogi würde die beiden mitnehmen zur EM, Emma Aicher sowieso, die kickt richtig gut, spielte in ihrer schwedischen Heimat Fußball im Verein. Auf Schnee hat die 17-jährige noch mehr Talent, erst WM-Bronze mit dem Team, am Götschen der Titel im Slalom vor Lena Dürr. Das Erfreuliche an ihrem Wechsel vom schwedischen zum deutschen Verband: Pauline Fischer, ein Jahr älter, kann sich an ihr messen. Im Slalom der U18 war sie auf Platz 2 hinter Emma, im RS auf vier – drei Tage später, am Oberjoch gewann Pauline den ersten, Emma den zweiten von zwei Riesenslaloms. Wolfgang Maier, der Joachim Löw des DSV, dürfte den Weg der beiden Talente genau beobachten.

Lucy und Ole – keine einfache Saison

Europacup Saison wenig berauschend, die Umstellung auf die neue Skimarke schwerer als gedacht – für Lucy Margreiter war diese Saison nicht einfach und ist auch nicht nach Wunsch gelaufen. Zur DM ist sie nicht gerade voller Selbstvertrauen angereist (weit war´s zwar nicht), im RS lief´s als 14. dann aber doch wieder recht ordentlich und der versöhnliche Abschluss lässt hoffen für die neue Saison.

Ole Schmetzer stieg ja erst Ende Februar wieder ins Renngeschehen ein, beobachtete sein entzündetes Knie sehr genau und legte immer wieder Pausen ein. Am Götschen war er zwar noch nicht im Rennmodus, aber im Team SVM1. Dort pimpten ihn die Stars g´scheit auf – mit Lena, Linus und den starken Mädels Fabi und Lisa Marie holte er Bronze in der German Team Trophy. Die zwei Riesen als Preisgeld durften die glorreichen Fünf leider nicht verjubeln – Ole nahm dafür neues Selbstvertrauen mit in die letzten Saisonrennen und hofft wie Lucy auf Wetterbesserung.

Schnell im Fahren – schnell im Reden

In der Familie Dorigo waren die Talente am Götschen klar verteilt. Tochter Fabiana überzeugte mit einem sensationellen ersten Run im RS und lag zur Halbzeit in Führung. Papa Claudio kommentierte das Geschehen am Zielmikro und war- wie Fabi in Topform, stimmungsvoller und mit noch mehr Drive geht nicht. Ab Start-Nr. 30 stiegen die TV-Sender mit der Live-Kommentierung aus, das restliche Feld (60 Damen, 80 Herren) lief mit dem Streckensprecher weiter – und war nicht weniger spannend. Höhepunkt die Entscheidung im zweiten Run: Fabi als Führende fährt um ihren ersten Titel, Claudio kommentiert als Stadionsprecher mit klopfendem Vaterherzen und bei Eurosport schweigt das Kommentatoren-Duo Guido Heuber und Fritz Dopfer, nicht ohne den emotionalsten Moment dieser DM vorher anzukündigen. Da war das Ergebnis fast zweitrangig, Fabiana Dorigo wurde Dritte der nationalen Wertung, was auch eine Riesenüberraschung war und der jungen Skilöwin den Platz im neuen DSV-Kader brachte.

Bernie – der Mann ganz oben

Und zwar am Start des Riesenslaloms, wo ihn am ungemütlichen Samstag der Sturm anblies. Bernhard Mund hat als Dyas- und Drachensegler im Touring Yacht Club Erfahrung mit Wind und Wetter, ist also prädestiniert für den Job am Berg ganz oben ab 6.45 Uhr in der Früh. Durfte wegen des Startkommandos eine normale Maske tragen, hatte aber Augen und Ohren frei und weiß, wie sie so ticken vor dem Start. Erklärte dem Pepi am Freitag die Startmaschine im Teambewerb (hat er noch nie gefahren), weil Linus, der „60-er Fan“ dem Pepi suspekt ist.  Nett findet er auch, wenn sich die Lena bei ihm bedankt, bevor sie loslegt. Bernie ist die Allzweckwaffe im Verein, war schon Co-Trainer, Rennleiter, Streckenchef, Busfahrer usw.

IDM erstmals Live im Netz

Eine Live Übertragung als Streaming im BR, Eurosport und Sportdeutschland TV gab es noch nie bei einer IDM in einer Wintersportart. In Corona Zeiten -ohne Zuschauer vor Ort- machte der Vorzeige-Ausrichter dank des Sponsorings der Firma TeamViewer mit einer TV-Produktionsfirma das Unmögliche möglich. Zwei Tage lang konnten Angehörige, Freunde und Fans zuhause die Rennen als professionelle TV- Bilder mit Grafik, Zwischenzeiten und Weltcupkommentatoren empfangen. Tobias Barnerssoi für den BR, Guido Heuber erstmals mit Fritz Dopfer an seiner Seite für Eurosport.

SC Starnberg mit zwei Medaillen: Ole Schmetzer im Team und Pauline Fischer in der U18-Wertung im Slalom

  • Ole Schmetzer: Rang 3 mit Teamwettbewerb mit SVM 1
  • Pauline Fischer: Platz 8 im Slalom und Platz 2 der U18-Wertung hinter Emma Aicher. Im RS Rang 18 (Rang 4 der U18-Wertung)
  • Kira Weidle: Platz 8 im Riesenslalom
  • Lucy Margreiter: Platz 14 im Riesenslalom
  • Romy Meier: Platz 34 im Slalom

Die Titelträger und Stockerlplätze im Slalom und Riesenslalom

  • Riesenslalom Damen: Andrea Filser vor Marlene Schmotz und Fabiana Dorigo (TSV 1860 München)
  • Slalom Damen: Emma Aicher vor Lena Dürr (SV Germering) und Andrea Filser
  • Riesenslalom Herren: Frederik Norys vor Jonas Stockinger und Alex Schmid
  • Slalom Herren: Sebastian Holzmann und Anton Tremmel (zeitgleich) vor Fabian Himmelsbach

German Team Trophy

  • 1. Allgäu
  • 2. Werdenfels
  • 3. München
    • mit Fabiana Dorigo
    • Lena Dürr
    • Lisa Marie Loipetssperger
    • Ole Schmetzer
    • Linus Straßer (SVM 1)

Weitere Berichte, Bilder und Videos auf der offiziellen Website der Internationalen Deutschen Ski-Alpin Meisterschaft

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