Florian Fischer wird Vierter bei der JWM in der kältesten Region der Welt – und hadert mit dem Finallauf

Ziemlich genau in der Mitte zwischen Nowosibirsk und Irkutsk, der „kältesten Stadt der Welt“ liegt Krasnojarsk mit seinem Skigebiet, vor zwei Jahren Austragungsort der Universiade. Joel Köhler vom SC Nymphenburg startete da bei den alpinen Wettbewerben, nun gastierten die Skicrosser im fernen Sibirien. Passend dazu wollte Flo Fischer im Finallauf der besten Vier eiskalt bleiben – wurde dann aber eiskalt erwischt.

Im Finale Vierter von vier zu werden, war im ersten Moment eine große Enttäuschung“, sagt er auch mit ein paar Wochen Abstand noch. „Ziel war eine Medaille, so habe ich das von Anfang an klar kommuniziert, auch die Trainer hatten diesen Anspruch an mich“.

Flashback – Der Wettkampf

Ein erster Dämpfer war dann die Quali, nach Schneefall in der Nacht war seine frühe Startnummer nicht optimal, Schneepflug spielen und Platz 8 hieß, in den Heats keine optimale Startposition zu haben. Trotzdem gewann er bis zum Finale alle Läufe dank seinem optimalen Start-Zug, der ihn schon länger auszeichnet. „Nach dem Halbfinale haben auch die anderen Trainer auf einen Sieg von mir gesetzt, zwei der Finalisten kannte ich gut, dazu kam noch ein Russe als Außenseiter“, beschreibt Flo die Stimmungslage vor dem Finale. Also kein Grund, nervös zu werden.

Im Finale startet Flo wieder auf der Außenbahn, kommt auch gut über die erste Kante, ist im Gedränge eingangs der ersten Kurve aber doch nur auf Rang drei und attackiert sofort die beiden vor ihm. Doch dieses Manöver misslingt und er verliert Position drei, schafft es bis zum Ende nicht mehr, einen der Konkurrenten zu überholen. Und so ist die Enttäuschung im Ziel riesengroß, wie ein Häufchen Elend kauert er am Boden, während die anderen ihre Medaillen feiern. Überschäumende Freude und maßlose Enttäuschung- alles eingefangen von den Live-Kameras im TV-Mitschnitt (siehe Video Finale JWM).

Flash-forward – Mund abputzen

Aus Sicht von Heli Herdt, dem Sportlicher Leiter Skicross im DSV, ist dieser Patzer im entscheidenden Finallauf zwar ärgerlich, aber kein großes Drama. Schließlich hatte Flo eine sehr gute Europacup-Saison abgeliefert, in der wegen der Corona-Pandemie alle Sportler mit weniger Rennen auskommen als normal. Und Nachwuchstalente wie Florian hatten bei Europacup-Rennen zudem in diesem Winter auch noch die Bürde, dass an diesem Wettbewerb nicht selten auch Topfahrer teilnahmen, nachdem Weltcup-Veranstaltungen ausgefallen waren.

Nun, mit ein paar Wochen Abstand ist der Blick längst wieder nach vorne gerichtet. Wo kann ich mich, wo muss ich mich verbessern? Und da hat er seine Ziele für das Sommertraining und die nächste Saison klar umrissen.

Taktik, Abgebrühtheit – und Masse ist Macht

An der Taktik will Flo vermehrt arbeiten, eine gewisse Abgebrühtheit sollte sich mit der Zahl der Rennen einstellen und in puncto Gewicht will er zulegen. Derzeit wiegt er 85 Kilo, vor dem ersten Schneetag der kommenden Saison möchte er 90 auf die Waage bringen. „Masse ist Macht“, verrät Florian dem Starnberger Merkur. Das zweite Standbein ist die Ausbildung bei der Bundespolizei, die ihn derzeit so fordert, dass seine Freizeit aus Essen und Schlafen besteht.

Polizeimeister-Anwärter in Bad Endorf – von morgens sechs bis abends sechs – und auch länger
„From Dusk Till Dawn“ heißt der Roadmovie-Klassiker von 1996 mit George Clooney und Quentin Tarantino, die Öffnungszeit der Vampirkneipe an der mexikanischen Grenze gab dem Film seinen Namen. Auch Florian Fischer ist vom Morgengrauen bis abends beschäftigt, in Bad Endorf absolviert er gerade sein 2. Ausbildungsjahr zum Polizeimeister – bis Ende Juli jeden Tag von 6 bis 15 Uhr, danach ist Training.

Tim Hronek und Florian Eckert, der jahrelang der Skicross-Weltspitze angehörte, sind im DSV zuständig für den 1b-Kader, dem Flo angehört und der in der kommenden Saison hauptsächlich im Europacup starten wird. 1b heißt aber auch, erster Nachrücker zu sein für Einsätze im Weltcup – das erklärte Ziel des Gräfelfingers, dessen Ziel ganz klar eine Profikarriere ist.

Genauso wie seine jüngere Schwester Pauline, die im Deutschen Skiverband von der LG 2a in die LG 1b der Alpinen aufgestiegen ist. Sie ist gerade 18 geworden und wird sich noch ein wenig gedulden müssen mit Weltcup-Einsätzen. Flo, der älteste des Fischer-Clans, will das als erster der Familie schaffen, er wird im August 21 – da kann eine Weltcup-Karriere schon mal losgehen.

AM