Viel ist in all den Artikeln und Interviews berichtet worden über Kira Weidle, die Silbermedaillen-Gewinnerin und Vizeweltmeisterin aus dem Ski-Club Starnberg. Eine Schwäbin (SWR)? Hat sie schon dementiert. Flachland-Kira (BILD)? Aufs Navi schauen hilft. Die Starnbergerin? Bingo! Der Opa? Ja, er wohnt im Allgäu. Berufswunsch in der Grundschule? Richtig, Skiprofi. Seitdem sie das aufschreiben musste, ist viel passiert und wir ergänzen deshalb ganz aktuell die Kira-Weidle-Story des November-Magazins um das Kira-Weidle-Lexikon. Wir haben alle Zeitungen gelesen, alle Interviews durchgehört und sie selbst gefragt – nicht zu viel der Ehre für das Vorzeige-Mitglied des SC Starnberg.

Erste Bögerl mit Opa Fritz

Der Opa aus dem Allgäu ist kein Skilehrer, aber er hat der kleinen Kira, die damals noch in Stuttgart wohnt, mit knapp 3 Jahren gezeigt, dass Pizza zum Bremsen und Pommes zum Schussfahren taugt. Kira bevorzugt Letzteres – wohin der Weg einmal führen wird, hätte man sich also schon damals denken können. Mit fünf ziehen die Weidles nach Starnberg, schnuppern erst in der Leichtathletik, dann im Ski-Club, in dessen Ski Academy das Carven gelehrt wird. Das kann Kira bald so gut, dass der junge Vereinstrainer Matthias Pohlus sie in die Renngruppe holt. Sein Credo: Technik und nochmals Technik. Aber Kira spielt auch noch Tennis, rudert in der Schulmannschaft, macht Leichtathletik. Erst mit 14 fällt die Entscheidung für den Skisport. Als mit 15 der Wechsel aufs Skiinternat ansteht, setzen sich die Eltern durch: Martina und Günther bevorzugen Oberstdorf gegenüber Berchtesgaden. Das Allgäu mit der Ferienwohnung der Weidles bleibt ein Standort, neben Starnberg natürlich, die ganze bisherige Skikarriere hindurch mit dem Höhepunkt der WM in Cortina und der Silbermedaille.

Dankbarkeit: „Es ist toll, dass das alles so funktioniert, am Anfang der Saison gab es viele Unsicherheiten, wie das stattfinden soll… Es ist schön, wenn man seinen Sport, seine Leidenschaft und seinen Beruf ausüben kann, drum sind wir da alle super dankbar“ (Kira über ihr Privileg als Spitzensportlerin in der Pandemie in Blickpunkt Sport)

Ergebnisliste: „Jetzt hab ich´s auf dem Papier, dass ich schnell Skifahren kann“ (Kira im Starnberger Merkur)

Expertin: „Ich setze ziemlich viel auf den Andi Sander, die Form stimmt und ich glaube, der ist heiß“ (Kira am Abend vor der Herren-Abfahrt)

FFP2-Maske: Das breite Grinsen wich Kira Weidle nicht mehr aus dem Gesicht und blitzte auch hinter der FFP2-Maske auf dem Podest hervor (FAZ)

Feier im Skiraum: „Ja, es gab eine am Abend in unserem kleinen Hotel. Wir sind ja in unserer Weltcup-Bubble unterwegs, ständig über Wochen Corona getestet, da gab´s eine kleine Feier. Die Trainer haben gute Vorarbeit geleistet“ (Kira in München TV)

„Es ging relativ gesittet zu“ (Kira in Blickpunkt Sport)

„Am Abend konnten wir das ein oder andere Getränk gemeinsam genießen und uns gegenseitig feiern“ (Kira im SWR Sport)

Flachland-Kira (BILD): Naja, es weiß jeder, dass Starnberg nicht ganz so flach ist, wir sind immerhin Endmoräne, das ist auch noch ein bischen was, auch wenn der Skihang nicht direkt vor der Haustür ist (Kira in Blickpunkt Sport)

Gefühl während der Fahrt: „Im zweiten Teil der Strecke war es richtig gut. In Cortina weiß ich, wie es sich anfühlen muss, wenn es schnell ist“ (Kira in Blickpunkt Sport)

Handy: Ist nach der Abfahrt völlig explodiert (Starnberger Merkur). Wir haben gezählt: Instagram-Account nach 2 schnellen Posts: 9255 Likes, 381 Kommentare, dazu WhatsApp, SMS.

History: Seit den Zeiten von Heidi Biebl und Rosi Mittermeier (Olympia- waren automatisch auch WM-Medaillen) holten bislang 5 Frauen Abfahrtsmedaillen für Deutschland: Irene Epple (1978 Silber), Regina Mösenlechner (1987 Bronze), Karin Dedler (1989 Bronze), Katja Seizinger (1996 Silber), Maria Höfl-Riesch (2011 und 2013 Bronze) und jetzt Kira Weidle als erst sechste Athletin mit Silber, 25 Jahre nach Katja Seizinger. Und es ist die zweite Ski-WM-Medaille für eine Starnbergerin: 1993 in Morioka wurde Miriam Vogt Weltmeisterin in der Alpinen Kombination.

Interviews: Keine Ahnung, aber so um die 50 waren es bis jetzt (Montag) wahrscheinlich. Und dann wurde ich am Sonntagabend zu Blickpunkt Sport eingeladen. Davor war ich beim Südwestrundfunk, und dann hatte ich einen Zoom-Call mit München TV (Kira im Starnberger Merkur)

Medaille: „Für mich persönlich ein Riesen-Selbstbewusstsein, ein Booster, dass es vielleicht einmal nach ganz oben reicht“ (Kira in München TV)

„Die nächsten zwei Wochen, bis zum nächsten Weltcup wird sie nicht abgelegt“ (Kira in der ARD Sportschau)

Leistungssport: Bin ich zwar schon lange, aber man hat auch eine Exit-Strategie: z.B. studieren, wenn´s doch nicht klappt. Aber jetzt ist der Sport mein Beruf, so wie damals mit 8 Jahren in der Grundschule angekündigt (Kira)

Nachwuchs im SC Starnberg: „Da gibt´s bestimmt welche. Die haben in den letzten Jahren eine richtig gute Arbeit geleistet, der Verein ist einer der stärksten Clubs Deutschlands geworden, da kommt sicher was“ (Kira in Blickpunkt Sport)

Nusszopf: Gab´s von Mutter Martina am Sonntag „schön schwäbisch Linsen mit Spätzle“ (Kira in Starnberger SZ)

One-Woman-Show: Einzig übriggebliebene Frontfrau des Deutschen Abfahrtssports (BR Sport)

Opa Fritz: „Er ist mit mir zum ersten Mal einen Hang runtergefahren, in Ofterschwang. Ihm gehört auch ein Teil der Medaille, völlig klar“ (Kira in SWR Sport)

Philosophie: „Irgendwann überholt der Fleißige den Talentierten – und Kira ist beides“ (Matthias Pohlus)

Punktlandung: Noch nie ist Weidle zuvor im Weltcup so weit vorn gewesen, zwei dritte Plätze waren bisher ihre größten Erfolge. Ein besseres Timing, als die eigene Bestleistung bei einer WM nach oben zu schrauben, kann man sich nicht vorstellen (Spiegel)

#riskitforthebiscuit: Kiras Insta-Post als nettes Wortspiel, heißt auch: Keine Kompromisse! All-in! Oder, wie unter dem Hashtag gepostet: Great things never come from comfort zones

SVM: 3 AthletInnen, 3 Medaillen! Kira in der Abfahrt, Lena Dürr und Linus Strasser Bronze im Teamwettbewerb. Und vielleicht kommt ja noch was.

Stuttgart oder Starnberg? Ja, ich bin nun mal in Stuttgart geboren. Jeder will halt etwas von dem Kuchen abhaben. Aber das habe ich auch bei Blickpunkt Sport gesagt: Hart für Stuttgart, aber es ist definitiv Starnberg. Ich bin in Starnberg aufgewachsen, fast mein ganzes Leben da verbracht, mein Herz ist zu hundert Prozent in Starnberg (Kira im Starnberger Merkur)

TV-Liveübertragung: „Die Nachbarn haben uns schreien gehört und wir sie auch. Alles Wahnsinn, einfach surreal!“ (Günther Weidle in Starnberger SZ)

Verletzungen: In Val d´Isere stürzt Kira in beiden Trainingsläufen, verletzt sich am Daumen und am Knie, startet dann trotzdem in beiden Rennen, wird 11. Und 5. Sie denkt dabei an ihren allerersten FIS Super-G mit 16 Jahren. Sturz auf der Kandahar in GAP, Schulter raus, 6 Wochen Pause. Danach startet sie gleich wieder in einem Super-G und fährt ein Superergebnis ein. Aus diesem Holz sind Siegerinnen geschnitzt.

Winterabschlussfeiern im SVM: Waren immer ein Highlight für mich! Am Nockherberg war einmal Maria Riesch zu Gast. Ich hab´ extra mein Freundinnenbuch mitgenommen und sie hat mir was Nettes reingeschrieben (Kira)

Zuhause: Wohne ich bei meinen Eltern. Eine eigene Wohnung macht keinen Sinn, wenn man 7 Monate im Jahr weg ist. Aber mit 24 kann man ja mal nachdenken, hab ich einem Journalisten gesagt. Heißt aber nicht, dass ich jetzt ausziehe (Kira)

Ziel Olympia: WM-Silber heißt, in Peking 2022 wäre da noch ein Platz nach oben (Kira)

Zitate

  • „Jetzt ist sie da, die Medaille, eine Belohnung für die harte Arbeit, sie glänzt fast golden“ (Kira)
  • „Mich hat beeindruckt, wie selbstbewusst Kira aufgetreten ist. Dieser Erfolg ist großartig, das ist auch eine Anerkennung für alle unsere Trainer, ich glaube, dass wir im nächsten Jahr viel Zulauf bekommen werden, es wird einen Schub geben. Dieser Erfolg wird bundesweit wahrgenommen, ich habe auch viele Anrufe sogar aus Norddeutschland erhalten“ (Helge von Hirschhausen)
  • „Wahnsinn, unglaublich, so cool! Mi g´freit´s für sie brutal,weil sie sich selber auch Druck gemacht hat, wenn man mit ihr so g´redt hat. Des is einfach perfekt“ (Thomas Dreßen in Blickpunkt Sport)
  • „Ein Traum, eine Hammerleistung! Weltklasse“! (Alpinchef Wolfgang Maier)
  • „Sie ist als Persönlichkeit gereift, schon ziemlich abgebrüht und fokussiert“ (Bundestrainer Jürgen Graller)
  • „Wenn du eine Medaille holst, darfst du noch ne Nacht bleiben“ (Alpinchef Wolfgang Maier vor Cortina)
  • „Ich bin stolz auf dich, Bambino“ (Vicky Rebensburg)
  • „Die Nachricht hat mich am Hang erwischt. Ich habe aber knapp 140 Nachrichten aufs Handy bekommen“ (Tissi Pohlus, der beim Training war)
  • “Ein grandioser und sensationeller Erfolg in einer schwierigen Zeit, den sie sich hart erarbeitet und erkämpft hat. Der Landkreis Starnberg ist stolz auf sein Ski-Ass! Bitte richten Sie Kira Weidle ganz herzlich die Glückwünsche des Landkreises Starnberg aus. Große Anerkennung und Respekt einer tollen Sportsfrau!“ (Landrat Emil Frey in einer Mail an die Betreuer)
  • „Ich habe mich riesig gefreut“. Kiras Silbermedaille ist der gerechte Lohn für harte Arbeit und wirft ein helles Licht auf die hervorragende Arbeit des SC Starnberg“ (Bürgermeister Patrik Janik in Starnberger SZ)
AM
Foto: GEPA pictures/ Harald Steiner via www.imago-images.de