Alles muss raus!

Am späten Vormittag ist alles aufgebaut in der Turnhalle am Hirschanger in Starnberg, Lena Klusmann geht noch einmal durch die langen Reihen der Ski und der Kleiderständer. Zum zweiten Mal ist sie verantwortlich für den Ski Second Hand Markt. „Da ist für mich schon vieles einfacher“ sagt sie, „aber wir brauchen auch Nachfolger für die Eltern, die ausscheiden, weil ihre Kids nicht mehr Rennen fahren“. Noch aber steht ein bestens eingespieltes Team.

Neben privaten Verkäufern hat Rossignol wieder Top-Ski angeliefert, auch ältere Modelle fabrikneuer Rennski, die um einen Bruchteil ihres Werts auf Käufer warten. Auch drei weitere Händler haben hochwertige Ware abgegeben, die der Verein verkaufen darf: Franz Simmerl aus Gilching, Intersport Thallmayr aus Tutzing und ein Sporthändler aus Heilbronn.

Unter Logistikern, Influencerinnen, in der Gastronomie

Alle Waren haben einen BAR-Code, einen eingescannten Fixpreis, ca. 50 Helferinnen und Helfer in zwei Schichten (Aufbau Freitag und Samstag, Abwicklung und Abbau bis in den Samstag Abend) sind bereit für den Verkauf. „Wir haben Ware für 110.000.- €,“ hat Daniel Birkenmayer ausgerechnet. Der 2. Vorstand des SC Starnberg managt mit seiner Frau Justine wie schon in den letzten Jahren das Kassensystem von easybasar sowie die Bezahlterminals die auch applepay, googlepay und EC-Karten akzeptieren.

Draußen baut Rebecca Fischer das Kuchenbuffet auf, das heuer erstmals ein mittlerer Gastro-Betrieb ist. Es gibt auch Leberkässemmeln und Würstel, dafür nicht ganz so viele Kuchen. „Nur 21(!) sind es heuer, das Angebot haben wir heuer etwas verändert nach den Erfahrungen im letzten Jahr“, sagt Rebecca. „Übrigbleiben darf nichts“!

Arbeit gibt es auch schon für das neue Social-Media-Team. Julia Kerl und Antje Rummel posten erste Stories auf Instagram, zeigen die noch leere Halle innen und die minütlich anwachsende Schlange der Menschen draußen. „Wir setzen auf Kurzentschlossene, die das sehen und spontan vorbeikommen“. Julia und Antje haben sichtlich Spaß an ihrem neuen Job im Ski-Club.

Auf Schnäppchenjagd

Gut eine Stunde vor Öffnung stehen die ersten Kunden vor der Hallentür. Sind das die Schnäppchenjäger? Die Gruppe aus Berg will „einfach mal schauen, Handschuhe, Kleinigkeiten“, aber Lukas, einer aus der Gruppe, könnte sich auch mehr vorstellen. „Der Second Hand Markt hat einen exzellenten Ruf in der Gegend, ich würde mich auch mit mehr eindecken“.

Jakob aus Solln ist zum ersten Mal da, ist mit Ehefrau und drei Kindern angerückt – und mit genauen Vorstellungen. “Wir suchen nach hochwertigen Ski für alle, da sind wir extra früher gekommen“, freuen sie sich über ihre Pole-Position vor der Eingangstüre.

Und dann steht da noch Ursula, extra angereist aus der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Auf Facebook hat sie vom Ski-Markt gelesen und an ihre sechs Enkelkinder gedacht, ihre Freundinnen aus München mobilisiert und eine Einkaufsliste geschrieben. Ihr Rucksack ist voll mit leeren Einkaufstüten.

Es ist Viertel nach eins, als Lena in der Halle mit lauter Stimme alle noch einmal einstimmt auf den Ansturm und das finale „Go“ gibt. Sofort ist die Halle voll, dann wird erstmal wieder zugemacht, bis die ersten wieder draußen sind. Vor allem bei den Schuhen dauert es mit Anprobieren länger, es wuselt im kleinen Raum auf der Empore.

Die Bilanz

Wenn sich der riesige Aufwand gelohnt hat, ist alles gut, weiß Daniel Birkenmayer und zieht noch während des Abbaus Bilanz. Eine äußerst erfreuliche, zu Buche steht ein Umsatzplus von 8% gegenüber dem Vorjahr, als es auch schon sehr gut lief. Der Renner waren wie immer die Ski, aber auch Stöcke, Schuhe und Handschuhe wurden gut verkauft. „Nur einige zu hochpreisig ausgezeichnete Kinderski sind übriggeblieben“, hat Daniel beobachtet, wobei er das schon vorausgesagt hat. Die Hälfte der Ware wurde über die EC-Kassen bezahlt, all das hat reibungslos funktioniert. Und Justine ergänzt:“ Alles ist sensationell entspannt abgelaufen, ein großes Lob an alle Beteiligten“!

Dem schließt sich Jakob mit seiner 5-köpfigen Familie aus Solln an: “Nach einer Viertelstunde haben wir fünf Paar Top Rennski gefunden und noch anderes. Der Ausflug hat sich mehr als gelohnt, hier in Starnberg waren wir nicht zum letzten Mal“. Und Ursula aus Bulgarien hat einen Riesenberg an Klamotten gestapelt: „Alle Enkelkinder kriegen was“ freut sich die junge Großmutter, die ihre Tüten voll macht. Ihre Freundinnen hat sie angesteckt mit ihrem Kaufrausch, die stöbern in allen Kleiderständern herum.

Leergekauft ist der Kuchentisch, nichts ist übrig zum nach Hause mitnehmen. Das erleichtert den Abbau für Rebecca und das Gastro-Team, so wie auch die Halle nur noch spärlich bestückt ist. Jetzt um 17 Uhr wird der Erlös ausbezahlt, abzüglich 20% für den Verein. „Der Gewinn“, so Daniel, „kommt zu 100% der Jugendarbeit in den Schülerteams zugute“.

Die sind an diesem Wochenende alle beim Trainieren und voller Elan für die kommende Rennsaison. Allein dafür hat sich der Aufwand gelohnt.

AM