Make skiing great again!

Es gibt ödere Studienplätze als den von Nora Brand. Die Rennläuferin vom Ski-Club Starnberg bewarb sich vor drei Jahren für „International Relations and Economics“ in Denver, Colorado und wurde aufgenommen. Als C-Kader Athletin des DSV schaffte es die damals 19-jährige ins College Team und carvte über die Pisten von Breckenridge, Vail, Keystone, Copper Mountain oder Loveland. Drei Jahre lebt Nora Brand nun dort, ist im dritten ihrer vier Studienjahre, wird im Mai 2024 ihren Bachelor-Studiengang abschließen. Und dann? „Schauen wir, wie´s beim Skifahren steht. Eventuell den Master machen oder wieder zurück“ sagt sie. Wenn´s läuft, weiter im DSV-Kader mit dem Ziel Weltcup?

Nach einem Kreuzbandriss im Jahr zuvor ging es im letzten Winter steil bergauf: Platz 10, 11 und 12 bei NOR-AM Cup Rennen, Top 20 im Cup-Ranking in beiden Disziplinen, am Saisonende noch zwei FIS-Siege in Aspen, 29 Punkte im Slalom, da gibt´s nicht viele im DSV. Das weiß auch Stefan Kogler, als Trainer der Europacup Mannschaft für sie zuständig. „Ich bin viel mit ihm in Kontakt und auch mit Wolfi Maier, das läuft sehr gut mit dem DSV“ freut sie sich.

Social Media Entzug

Auch mit Leonie Flötgen und Flo Fischer wird regelmäßig geskypt, aber ihren Instagram Account hat sie Anfang September deaktiviert. „Ich hing zu viel am Handy und habe beschlossen, meine Bildschirmzeit herunterzufahren“, ist ihre Erklärung für den radikalen Entzug. Social Media Detox, weil sie ihre Zeit besser nutzen will, etwa im College Team der University of Colorado Denver.

Unter Teammates bei College-Races

Im College Team trainieren Frauen und Männer zusammen, „das ist rein sportlich gesehen schon mal super, die Burschen sind viel schneller, fahren eine ganz andere Linie und man kann davon viel lernen“, schwärmt Nora und noch mehr vom Teamgeist: „Es gibt an jedem Rennwochenende eine Championships-Teamwertung mit den jeweils drei schnellsten Zeiten. Wenn´s bei dir nicht gut gelaufen ist, feuerst du deine Teammates an, vergräbst dich nicht. Und die Stimmung ist immer unglaublich, auch entspannter, typisch USA halt“.

Niveau und Dichte im NOR-AM Cup

Weil immer sehr gute Leute am Start sind, gibt es bei fast allen Rennen tolle Punkte, meistens liegt der Aufschlag bei 23. Weil aber die Leistungsdichte geringer ist als beim Europacup, hat man, bei gleichem Niveau in der Spitze schnell bessere Startnummern. Und eher die Chance auf ein gutes Ergebnis. Seit Oktober trainieren sie hier bereits auf den supergefrästen Pisten der Rocky Mountains. Die Resorts liegen deutlich höher als unsere Skigebiete und die Kälte kommt im Herbst vom Norden verlässlich nach Colorado und Utah. Am Tag unseres Telefonats Anfang November kam Nora gerade von der Piste – spätestens jetzt kommt der Gedanke: Innsbruck ist der Klassiker, Denver die Steigerung, wenn man Skifahren und Studium verbinden will. Nora Brand kann diesen Schritt wärmstens empfehlen.

Kira Weidle im Sommer nach Olympia

Kira Weidle posierte im Juli im „Red carpet look“ beim Ball des Sports der Deutschen Sporthilfe, genoss ansonsten den Sommer am Starnberger See, das Postkartenpanorama in Zermatt und die Sonnenuntergänge beim Speedtraining in den chilenischen Anden. Zum stilgerechten Anstoßen für solch feierliche oder romantische Abende hat sie mit ihrem Kopfsponsor Riedel den für derlei Anlässe am besten geeigneten Partner.

Ausblick: Dank ihrer durch Yoga am heimischen See ausgependelten Work-Life-Balance könnte sie in Meribel bei der WM nach Silber in Cortina und rotem Teppich in Wiesbaden ihre Sammlung um eine weitere Farbe bereichern.

Das Europacupteam der Damen

Sie trainieren zusammen und verstehen sich auch sonst bestens: Die Europacup Athletinnen aus der Trainingsgruppe von Stefan Kogler, offiziell LG 1b genannt, bei denen auch Lucy aus dem so genannten Ergänzungskader mit trainiert.

Leonie Flötgen hat nach ihrem Schien- und Wadenbeinbruch vor einem Jahr 8 Monate in der Reha geschuftet, ist nach Aussage ihres Rehatrainers jetzt „eine Maschine“. Dann weiterhin eine frohgestimmte und gutgelaunte, trotz Schmerzen in den harten Skischuhen. Die weichere Zunge war einen Versuch wert, jetzt beißt sie sich wieder mit der harten Schale durch nach dem Motto: Hilft ja nix.

Lucy Margreiter ist wieder zurück bei Rossignol und glücklich. Training im September mit Leonie und Pauline in Norwegen auf dem Fonna Gletscher. Dort kam auch das alte Skigefühl wieder zurück und sie schaut nach einem schwierigen Jahr zuversichtlich nach vorne.

Nach dem Abi geht’s weiter – Pauline Fischer

„In dieser Vorbereitung war es durch den Mangel an Schnee etwas schwierig. Daher sind wir anfangs gleich zweimal nach Norwegen geflogen. Lange Lehrgänge helfen mir skifahrerisch sehr, da man mehrere Tage kontinuierlich an seinen Problemen gut anknüpfen kann. Außerdem waren es gute Lehrgänge, um mein Team besser kennenzulernen. Denn dieses Jahr kannte ich einige Mädchen noch nicht gut, da ein paar jüngere in die Mannschaft kamen. Ich bin dieses Jahr auch mal mehr Riesenslalom gefahren als die Jahre zuvor, denn mein Ziel ist es beide Disziplinen gleich gut zu fahren. Im Moment bin ich in Schweden unterwegs und nutze noch die letzten intensiven Trainingstage, bis es hoffentlich Ende November mit den Rennen anfangen kann“, schrieb uns Pauline vor einigen Tagen aus dem hohen Norden mit Polarlicht am Himmel.

Skicross Flo Fischer

Auch der größere Bruder von Pauline hat uns geschrieben: „Es geht endlich wieder auf Schnee, wobei meine Vorbereitung bislang eher durchwachsen war. Ich habe mit kleineren Blessuren, darunter einem Muskelfaserriss zu kämpfen gehabt und somit circa zwei Monate Konditraining verpasst. Trotzdem bin ich fit und mit Freude in die Saison gestartet. Die ersten Schneetage hatte ich im August in der Skihalle. Die letzten Monate war ich hauptsächlich am Stilfser Joch. Da unser erster Weltcup abgesagt wurde, muss ich mich mit den Rennen noch ein wenig gedulden. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Saison und ich hoffe, ihr euch auch“.

AM