Britische Partyskilehrer als dubioses Geschäftsmodell im österreichischen Jochberg

Nur wer beim Skilehrerverband in Österreich eine Ausbildung absolviert, ist ein Skilehrer. Die Corona-Fälle in Jochberg geben Einblicke in eine Parallelwelt.

Skifahren in Tirol? Hotels und Ferienwohnungen sind geschlossen, die Lifte und Bergbahnen aber offen – wenn auch strikt nur für Einheimische. Wochenend-Skifahren mit Zweitwohnung drohte die Quarantäne auf dem Hin- und Rückweg – und Strafen bei Kontrollen an den Parkplätzen der Bahnen. Umso erstaunlicher, dass ein Schlupfloch für junge Briten lange funktioniert hat: Die Einreise zur Ausbildung und Arbeitssuche als Skilehrer. Das hat mit einem dubiosen Geschäftsmodell rund um die Skilehrerausbildung zu tun.

Unter tiroler-skischule.at landet man beim Tiroler Skilehrerverband – zuständig für die Aus- und Weiterbildung von Skilehrern. Der hält sich an die Regeln und bietet in diesem Winter nur wenige Lehrgänge unter strengen Sicherheitsbestimmungen an. Die Briten, die sich mit Hauptwohnsitz in Jochberg angemeldet haben, nahmen hingegen an einem Vorbereitungskurs der „Ski Instructor Academy„, einer privaten Firma mit Sitz im Salzburger Taxenbach, teil. Auch diese Academy bildet Skilehrer aus, nicht offiziell wie der Verband, aber eben auch.

Die Spur führt in die „Snow Academy Jochberg“, der Skischule des Hotels Kempinski Das Tirol. Der Geschäftsführer gibt an, die Briten seien künftige Angestellte und wollten in Vorbereitung auf diese Anstellung im Oktober die dazu nötigen Kurse in Tirol absolvieren. Dazu sei es aber aufgrund der immer wieder geänderten Corona-Bestimmungen noch nicht gekommen. Er beschäftige seit Jahren auch britische Skilehrer und verstehe die Aufregung daher nicht, sagt er.

Der Tiroler Skilehrerverband sieht die Sache naturgemäß anders. Geschäftsführer Christian Abenthung: „Das ist eine private Firma, die für teures Geld Kurse zur Vorbereitung auf die Ausbildung anbietet.“ Für ihn ist das Geschäftsmodell „absurd“ und er verwehrt sich dagegen, dass dies mit der Skilehrerausbildung in Verbindung gebracht wird. Denn diese sei allein Sache des Verbands, der diese hoheitliche Aufgabe im Auftrag des jeweiligen Bundeslandes übernehme. „Wenn jemand eine Skilehrerausbildung macht, sollte es logische Voraussetzung sein, dass diese Person gut genug Ski fahren kann, um die Ausbildung anzutreten“, so Abenthung. Wer erst einen teuren privaten Kurs benötige, um sich das dazu nötige Können anzueignen, sei von vornherein völlig ungeeignet für den Job.
„In der Regel sind das Kurse, die binnen kurzer Zeit die nötigsten Basics vermitteln, wo kaum Vorkenntnisse benötigt werden. Diese „Anwärter“ decken den Personalbedarf im Anfängerbereich ab und sind mehr oder weniger schlecht bezahlte Ferienjobber“, so beschreibt eine Insiderin die Zielsetzung der Ausbildung der Briten.

Spezialisierte Firmen aus Österreich bieten diese niederschwelligen Kurse an. Als „Course with Job Guarantee“ werden sie auf der Insel und im Internet beworben. Mehr als 900.- € bei 6 Arbeitstagen pro Woche sind jedoch nicht drin, aber für einen Winter in Tirol mit Skilehrer-Anorak und Party ist das für diese Klientel sehr interessant. „Ski-Bums“ werden sie genannt, junge Leute, die sich einige Zeit mit Jobs in Skiorten durchschlagen.
Bemerkenswertes Detail dieses Geschäftsmodells: Die wirkliche, offizielle Ausbildung sollte nach dem Vorbereitungskurs über den Wiener Skilehrerverband abgewickelt werden, der dafür offenbar auch gutes Geld kassiert. Der Geschäftsführer der Skischule in Jochberg bestätigte auch, dass die Prüfungskurse über den Wiener Verband hätten laufen sollen. Dort sind auf der Homepage aktuelle Kursangebote zu finden. Etwa für die letzte Januarwoche am Kitzsteinhorn, für 1.200,- Euro pro Person inkl. Unterbringung.

Für den Tiroler Skilehrerverband ist das ein Affront. Man selbst habe sämtliche Kurse, abgesehen von den bereits im Vorjahr begonnenen, auf Eis gelegt. „Wir bieten heuer maximal ein Viertel der sonstigen Ausbildungen an wegen der Pandemie. Und die angebotenen Kurse laufen unter strengen Sicherheitsbestimmungen ab“, so Abenthung. Er spricht angesichts solcher privater Angebote von einer „katastrophalen Entwicklung“, die der ganzen Branche schade.

Weil das Hotel in Jochberg geschlossen ist, gibt es auch nichts zu tun für die Hilfsskilehrer, auch nicht in St. Anton, wo das Ordnungsamt diverse Quartiere durchsucht hat. Denn da wie dort sind die Ski-Bums fröhlich geblieben, die leeren Pisten eignen sich wunderbar zum Üben und Party machen hat auch funktioniert in den Personalhäusern. Die britische Boulevardpresse berichtete von Dauerparty und Heustadl-Feten auch skandinavischer Wintersportler im Lockdown. Bis die Behörden draufkamen und das mit dem Hauptwohnsitz in Tirol verboten haben, wenn es keine Arbeit und auch keine Arbeitssuche gibt.

Die Kitzbüheler sind doppelt sauer: Ihnen hat der Corona-Ausbruch und die Einschleppung der britischen Mutation in Jochberg das Hahnenkamm-Wochenende vermiest. Der Slalom am Ganslernhang wurde in die Flachau verlegt – auf die Märchenwiese. Gut, dass dort nicht auch noch Dave Riding gewonnen hat, sondern Manuel Feller.

AM