… dann drücken die beiden Maskottchen Kira Weidle die Daumen bei Live-Übertragungen von Ski-Weltcuprennen – in der ersten Reihe gewissermaßen. Simba, der Löwe, wohnt bei Familie Kautzner und durfte früher immer im Bus der Ski-Academy mit in die Berge. Zauchi durfte mit nach Zauchensee und hat Kira bei ihrem 1. Weltcupeinsatz in der Abfahrt Glück gebracht – seitdem darf eine kleine Ausgabe von Zauchi immer mit dem Skizirkus mitreisen, das große Maskottchen sitzt mit Martina und Günther Weidle daheim in Starnberg auf der Couch.
Aus Stuttgart ist die Familie vor 19 Jahren nach Starnberg gezogen, Martina hat die quirlige Kira und ihren zwei Jahre älteren Bruder Luis zur Leichtathletik angemeldet, am Ende der Saison schlägt eine engagierte Mutter vor, im Winter doch mal beim Ski-Club Starnberg vorbeizuschauen, meint, das wäre doch eine gute Ergänzung. Sie heißt Inge, organisiert dort die Ski Academy, die Skischule des Vereins mit und ist die Mutter von Daniela Pilgram, aktuell U14 Trainerin im Ski-Club. Familie Weidle verbringt ihre Ferien gerne im Allgäu, die Kinder sind von klein auf Ski gefahren und so schaut man beim damals noch sehr familiären Verein vorbei. Sportwart ist Tissi Pohlus, der zu dieser Zeit seinen Job bei der Bank gekündigt hat und ein Sabbatical machen will. Der Vorstand hätte ihn gerne als Trainer der Kleinen, denn da gibt´s plötzlich ein paar aus der Skischule, die offensichtlich gut zusammenpassen: Marie Hillebrand, Dani Pilgram, Markus Kittel, Theresa Mund.
Tissi sagt zu, schaut auch, ob jemand aus der Skischule dazu passen könnte und holt Kira und ihren Bruder Luis zu den Rennfahrern. Schnell hat der Trainer Freude an seinem Team der Jahrgänge ´95/96, vor allem Kira überzeugt ihn durch ihre Zielstrebigkeit- und die ist vom Skifahren begeistert: Draußen sein, Bewegung, das Training, die Rennen im Skiverband München, die sie bald gewinnt. Mit 8 Jahren soll sie in der Schule aufschreiben, was sie mal werden will. Kira schreibt „Skifahrerin“ und kontert den Einwand der Lehrerin, dies sei kein Beruf mit der Antwort: „Wenn man schnell genug fährt, schon!“
Über Jahre bleibt die Mannschaft zusammen, entwickelt sich mit ihrem Trainer. Die Mutter, Martina Umgelter-Weidle wird in den Vorstand des Vereins gewählt, bleibt dort 10 Jahre. Die Geschäftsstelle ist im Hause Weidle, die Privatadresse ist auch die des Vereins. Und Kira bleibt auch, als ein Wechsel in die SVM- Mannschaft ansteht. Die trainiert Peter Dürr, der seine Töchter Kathi und Lena schon in den DSV-Kader gebracht hat, im Winter hat die Familie eine Bleibe in Westendorf. Kiras feine Technik gefällt ihm, die 12-jährige darf ein paar Mal an Wochenenden mittrainieren. Auch im SVM weiß man längst um das Potential der talentierten Starnbergerin.
Anlässlich Münchens Olympiabewerbung für die Winterspiele 2018 ist Kira bei einer Gala im Herbst 2009 im Postpalast eingeladen, trifft dort Katharina Witt, Rosi Mittermeier, Christian Neureuther – und ist tief beeindruckt von der großen Sportwelt: Skifahren oder Eislaufen kann also doch ein Beruf sein!
Trotzdem gibt´s erstmal noch eine Schule, die Noten passen, und so klappt das im Starnberger Gymnasium gut mit den Unterrichtsbefreiungen, im Kaunertal gibt´s von den Trainern her feste Lernzeiten, aber am Ende steht dann doch der Wechsel ins Ski-Internat an. Nicht nach Berchtesgaden, sondern nach Oberstdorf, wie auch Meike Pfister und Isabelle Lang, mit dem Allgäuer Skiverband sind die Weidles mit ihrer dortigen Ferienwohnung sehr verbunden.
Nach dem Abitur nimmt die Karriere schnell Fahrt auf – überraschenderweise in den Speed-Disziplinen, Kira zeichnet sich durch eine feine Klinge und weniger durch Draufgängertum aus – so, wie sie es im Verein gelernt hat. Die wichtigsten Stationen:
- 2016 Gewinn der Europacup Gesamtwertung in der Abfahrt, dadurch Fixplatz im Weltcup
- 2017 Abfahrt-Bronze bei der Junioren WM in Are, Ende November als 8. in Lake Louise Olympia-Quali
- 2018 Olympia-Abfahrt in Pyeongchang Platz 11
- 2018 Erster Weltcup-Podestplatz als 3. in Lake Louise
Und nun, im November 2020? Fallen die Übersee Rennen aus, weiß niemand, wie´s weiter geht mit dem Spitzensport. Nach dem Rücktritt von Vicky Rebensburg ist Kira zur DSV-Athletensprecherin gewählt worden. Sie will Verantwortung übernehmen im Team. Es bündeln sich also aktuell eine ganze Menge Hoffnungen auf sie, was Kira nicht als Belastung empfindet, sondern als eine neue, spannende Aufgabe.
Zeit zum Kraft tanken am Starnberger See und Umgebung war genügend, nun wird´s Zeit, dass es wieder losgeht auf den Weltcupstrecken – und Simba und Zauchi werden bei den TV-Übertragungen mitfiebern.