Selten, aber in Corona Zeiten öfters – Familie Fischer ist komplett zuhause in Gräfelfing anzutreffen. Für die vier rennsporttreibenden Kinder, die alle verschiedenen Kadern angehören, braucht es eine gute Logistik und viel Flexibilität, wie der Besuch jetzt, Anfang November zeigt. Denn eigentlich sollte an diesem Tag nur einer am Tisch sitzen.

Mittags schien die beste Zeit für ein Treffen. Fast alle sind da, nur der Flo ist mit den Skicrossern in Italien. Der sollte dann aber am Nachmittag vorzeitig zurückkommen, dafür muss auf einmal Pauline am Mittag spontan weg zum Training. Also besser am Abend kommen. Bis dann nochmal das Handy klingelt, Alex dürfe jetzt doch mit seinem Team ins Kaunertal fahren. Also dann gerne zu Kaffee – mit allen vier im Zeitfenster von 16-18 Uhr. Und so ist der Journalist ab 16 Uhr live dabei, als um 16.30 Uhr das Training im Kaunertal wieder gecancelt wird, wegen der rechtlich unklaren Situation für einen NK4 Kader, um 17 Uhr dann doch wieder genehmigt, aber mit Anreise erst am nächsten Tag um 6 Uhr und um 17.30 Uhr die Abreise erneut wieder auf Abends vorverlegt wird.

In all dem Trubel herrscht eine bemerkenswerte Gelassenheit – es gibt Kaffee und Kuchen, man redet miteinander, erfährt ganz nebenbei die Änderungen am Telefon von Mutter Rebecca, die nichts aus der Ruhe bringt. Niemand muss Alexandre sagen, was er mitnehmen soll, Vater Peter wird ihn wohl zum Treffpunkt fahren, wenn nicht, dann Flo. Familienmanagement Note 1 möchte man spontan vergeben.

Die Familie und der Skisport

Rebecca Duverger-Fischer bevorzugt blaue Pisten, Peter Fischer fährt leicht überdurchschnittlich und kommt überall runter – so die Einstufung durch Flo, den Ältesten. Gut, fürs Rennen fahren im Haus Fischer sind auch nicht die Eltern, sondern die vier Kinder zuständig. Und deren Entwicklung ist durchaus unterschiedlich verlaufen.

Florian Fischer

Jahrgang 2000, ein lebhaftes Kind, dem die Angebote im Kindergarten zu wenig sind. Als der SC Nymphenburg Ski-Zwergerl sucht, werden Vater Peter und er Mitglied, wechseln aber nach ein paar Jahren nach Starnberg, so wie auch Olaf Schmetzer mit seinem Sohn Ole. Das differenzierte Angebot mit der Möglichkeit, in der Ski Academy nicht ganz so rennintensiv zu trainieren, gibt den Ausschlag. Flo spielt Skilehrer für seinen jüngsten Bruder Felix, coacht Alex, den Zweitjüngsten schon mal in den Stangen. Er selbst findet erst allmählich gefallen am Rennsport, wird aber gegen Ende der Schülerzeit immer besser und qualifiziert sich auf Anhieb für den BSV Landeskader im Skicross. Gibt nun als DSV NK1 Kaderathlet Felix und Alex Ski- und renntechnische Tipps und überzeugt in seiner Polizeiuniform den hartgesottensten Ganoven, krumme Touren besser sein zu lassen.

Pauline Fischer

Jahrgang 2003, findet wohl nur dank der frisch erworbenen Ferienwohnung der Familie in Mittenwald Gefallen am Skisport – frühes Aufstehen ist ihre Sache nicht, der Skikurs der Academy 12x im Winter und 1x die Woche ist ihr fast schon zu anstrengend. Als sie fürs Rennteam gesichtet wird, bleibt sie erstmal lieber in der Ski Academy, steigt dann aber mit 7 Jahren ins Rennteam ein, wo sie sich langsam nach vorne arbeitet. Jörg Hollmann sieht bei einem Gletschertraining, welche Fortschritte sie macht, befördert sie in eine höhere Gruppe. Der nächste Motivationsschub: Mit zwölf beruft Trainerin Yvonne Schnock Pauline in die SVM U14 Mannschaft, wo sie so richtig aufblüht. Nach dem letzten Schülerjahr schafft sie den Sprung in den NK3-Landeskader, wechselt auf das Skiinternat in Berchtesgaden und steigt bereits nach einem Jahr in den NK1 Kader auf. Jetzt im November sieht es so aus, dass ihr Kader für 3 Wochen zum Training nach Finnland darf – und so ist auch Pauline im Profisport angekommen.

Alexandre Fischer

Jahrgang 2006, spielt erstmal mit seinem kleinen Bruder Felix den ganzen Tag im Schnee, wenn die Großen in Seefeld dort trainieren. Schon als Zwerg steht er morgens parat, bereit zum Skifahren, mit sechs kommt er deshalb ins Rennteam, was aber offensichtlich zu früh ist. Sehr stressig, sehr anstrengend ist diese Zeit für ihn, beobachten die Eltern und schalten einen Gang zurück. Alex ist neben dem Sport auch musisch begabt, und so wechselt Vater Peter mit ihm in den familiären SV Germering, gibt ihm Zeit, sich in Westendorf zu entwickeln. Als seine älteren Geschwister im DSC starten dürfen, ist das auch für ihn ein Ziel, seine Trainingskollegen sind weniger ambitioniert. Und so geht´s wieder retour nach Starnberg, wo der neue Vorsitzende Helge von Hirschhausen sehr froh ist, alle Fischers wieder bei sich im Training zu haben. Aktuell fährt Alex im SVM U16 Perspektivteam bei Trainer Luggi Weingartner aus Eching am Ammersee, was die Logistik der Trainingsanreisen sehr erleichtert. Spielt nebenbei Saxophon.

Felix Fischer

Jahrgang 2008 ist der jüngste Spross des Fischer-Clans. Er hat lange mit dem Skifahren gefremdelt, fand das auf den Skisport ausgerichtete Leben der Familie anstrengend und die Skisaison zu lang. Erst mit sechs lässt er sich von Bruder Florian das Skifahren richtig beibringen. Auch er schnuppert erst einmal Germeringer Luft in Westendorf, will natürlich auch mit zurück zum SC Starnberg. Er profitiert am meisten von den Erfahrungen seiner Geschwister, die ihm Tipps geben, wächst mit Fachgesprächen über Renntechnik und Training am Tisch auf und fühlt sich auf Anhieb wohl im Skiclub. Im jüngeren Jahrgang der U14 wird er von Dani Pilgram und Matthias Chwatal trainiert – von seinen Geschwistern setzt er sich vor allem frisurentechnisch ab – eine Mischung aus Bob Dylan und Leroy Sane lacht dem Besucher am Kaffeetisch entgegen. Bei so vielen Fischers auf der Piste kann ein Alleinstellungsmerkmal nicht schaden!

Familien-Zitate
  • Ich habe schon gemerkt, dass Skifahren mit vier Kindern kostspielig ist, drum hab´ ich immer versucht, mein Material bestens zu pflegen. (Flo)
  • Die Mama war wie eine Managerin für mich. Sie sagte mir, wo es hingeht und was ich mitnehmen muss. Um die Uhrzeit, die sie sagte, hab´ ich mich ins Auto gesetzt. (Pauline)
  • Von meinen älteren Geschwistern hab´ ich viel gelernt, wenn sie am Esstisch immer erzählt haben. (Alexandre)
  • Ab der U12 sind wir alle dem Papa davon gefahren. (Felix)